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Freitag

Es war ein Freitagnachmittag, an dem es plötzlich seltsam dunkel wurde. Schon vor dieser Dunkelheit war nichts wie gewohnten. Jesu Jünger hörten ihren gekreuzigten Herrn aus der Ferne beten: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“ Was haben sie sich in diesem Moment wohl gedacht, als sie hörten: vergib ihnen, vergib uns? Vielleicht erinnerten sie sich an die Nacht zuvor im Garten Gethsemane, als Jesus ebenfalls betete und dabei den Vater fragte, ob es nicht einen anderen Weg für ihn gebe. Doch jetzt war es klar. Es gab keinen anderen Weg. Das machte die Bitte des sterbenden Gottessohns um Vergebung für die Menschen deutlich. Menschen sind gewalttätig, korrupt, ungerecht und grausam und wissen tatsächlich oft nicht was sie tun. Aber Gott ist das Gegenteil von uns Menschen. Gott ist nicht rachsüchtig und vergeltend. Er offenbart sich nicht in Töten, Gewalt und Hass. Vielmehr offenbart sich Gott in seinem gekreuzigten Sohn, der sich bis zum letzen Atemzug hingibt. Er ist gnädig, gebend und vergebend. Wenn der Mensch so ist und Gott so anders ist, dann besteht eine große Kluft zwischen beiden. Doch als Jesus an diesem finsteren Freitagnachmittag seinen letzten Atemzug aushauchte, ist diese Kluft überwunden worden. Der Vorhang zwischen Gott uns Mensch riss; es ist vollbracht! 

„44 Es war schon um die sechste Stunde, da breitete sich im ganzen Land Finsternis aus. Das dauerte bis zur neunten Stunde –
45 so lange hatte die Sonne aufgehört zu scheinen. Dann zerriss der Vorhang im Tempel mitten durch.
46 Und Jesus schrie laut: »Vater, ich lege mein Leben in deine Hand.« Nach diesen Worten starb er.“
(Lukas 23,44–46)

Mittwoch

Der morgige Gründonnerstag ist ein Tag, an dem sich Christen weltweit an das letzte Abendmahl erinnern, das Jesus mit seinen Jüngern gegessen hat. Aus deren jüdischer Perspektive gesehen, war es das Passafest, das Juden feiern, um an ihre Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten zu denken. Bei diesem Fest spielten bestimmte Bestandteile des Essens eine große Rolle, wie z.B. bittere Kräuter, ungesäuerte Brote und ein gebratenes Lamm. Jesus lenkt aber die Aufmerksamkeit seiner Jünger weg von diesen Dingen, hin zu sich selbst. Er deutet durch den besonderen Umgang mit Brot und Wein an, dass er selber wie ein Lamm geopfert werden muss. Gegen Ende der Mahlzeit hob Jesus das Brot hoch und dankte dafür. Er sagte: „Das ist mein Leib, für dich gegeben. Tut dies zur Erinnerung an mich.“ Dann erhob er einen Kelch mit Wein und sagte: „Dieser Kelch ist der neue Bund durch mein Blut, das für dich vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ Diese Worte müssen für die Jünger schmerzlich gewesen sein, denn sie haben darauf hingedeutet, dass Jesus bald nicht mehr bei ihnen sein wird. Vieles haben sie damals noch nicht verstehen können. Heute wissen wir mehr. Jesus hat einen neuen „Auszug aus Ägypten“ angekündigt, eine neue Befreiung von der Last einer gebrochenen Beziehung zu Gott. Die gesamte Schöpfung leidet bis heute unter dieser Last, aber Jesus hat durch Tod und Auferstehung von den Toten einen neuen Äon anbrechen lassen. Es ist ein weltweiter Aufbruch aus dem „alten Ägypten“ entstanden.  Jeder Mensch, der sich Jesus anschließt, kann Teil dieses weltweiten Aufbruchs werden.

Denke heute und morgen darüber nach, was dieser „Auszug aus Ägypten“ für dich persönlich bedeutet. Suche nach einer Möglichkeit, mit einem Freund oder Arbeitskollegen, der sich außer Spinat kaum etwas unter „Gründonnerstag“ vorstellen kann, darüber zu reden. 

„14Als die Stunde für das Passamahl gekommen war, legte sich Jesus mit den Aposteln zu Tisch.
15Jesus sagte zu ihnen: »Ich habe mich sehr danach gesehnt, dieses Passamahl mit euch
zu essen, bevor mein Leiden beginnt. 
16Das sage ich euch: Ich werde das Passamahl so lange nicht mehr essen, bis es im Reich Gottes in Vollendung gefeiert wird.«
17Dann nahm Jesus den Becher, dankte Gott und sagte: »Nehmt diesen Becher und teilt den Wein unter euch!
18Das sage ich euch: Ich werde von nun an keinen Wein mehr trinken – so lange, bis das Reich Gottes kommt.«
19Anschließend nahm er das Brot. Er dankte Gott, brach das Brot in Stücke, gab es ihnen und sagte: »Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Tut das zur Erinnerung an mich.«
20Ebenso nahm Jesus nach dem Essen den Becher und sagte: »Dieser Becher steht für den neuen Bund, den Gott mit den Menschen schließt – durch mein Blut, das für euch vergossen wird.«“ Lukas 22,14–20

Montag

Am gestrigen Palmsonntag haben wir uns an den Einzug Jesu in die Stadt Jerusalem erinnert. Jesus ist auf dem Rücken eines Eselfohlens in die Stadt geritten und wurde als neuer König bejubelt. Die Menschen haben in ihm einen König gesehen, der für Frieden in ihrem besetzten Land sorgen wird. Die Menschen folgten jubelnd und palmwedelnd Jesus, sodass ein kleiner Aufmarsch entstanden ist. Jesus führte diesen kleinen Friedensmarsch nach Jerusalem und direkt zum Tempel. Dort sorgte er für großes Aufsehen. Er vertrieb die Kaufleute, die Opfertiere verkauften. Er vertrieb diejenigen, die Fremdwährungen gegen die Tempelwährung eintauschten. Er stellte eindeutig die weit verbreiteten Annahmen über die Notwendigkeit von Opfern und dem Tempelsystem in Frage. Dabei verknüpfte er Zitate von zwei der größten Propheten, Jesaja und Jeremia. Mein Haus wird ein Haus des Gebets für alle Völker sein, sagte Jesaja. Aber die Menschen haben es in einen Ort für Gauner verwandelt, sagte Jeremiah. Durch die dramatischen Ereignisse dieses Tages gab Jesus den Menschen einiges zu denken. Um lebendig zu sein, muss man lernen, wie Frieden „funktioniert“. Frieden ist nicht durch den Einsatz von mehr Waffen, durch mehr Drohungen oder mehr Angstschüren zu erreichen. Frieden kommt von Demut (Jesus ritt als König auf einem Esel, statt auf einem edlen Kampfross) und dem richtigen Gottesdienst. Einem Gottesdienst als Lebensstil, den der König des Friedens den Menschen erst durch seinen Tod am Kreuz zugänglich machen musste. 

Lies heute Lukas 19,35–38. Als geistlichen Einstieg in diese Karwoche, magst du dabei vielleicht Vers 38 auswendig lernen und einige Male betend wiederholen: »Gesegnet ist der König, der im Namen des Herrn kommt! Friede herrscht im Himmel und Herrlichkeit erfüllt die Himmelshöhe!«

„35Sie brachten den jungen Esel zu Jesus und legten ihre Mäntel auf seinen Rücken. Dann ließen sie Jesus aufsteigen.
36Während er weiterzog, breiteten die Jünger ihre Mäntel auf der Straße aus. 
37So kam Jesus zu der Stelle, wo der Weg vom Ölberg nach Jerusalem hinabführt. Da brach die ganze Schar der Jüngerinnen und Jünger in lauten Jubel aus. Sie lobten Gott für all die Wunder, die sie miterlebt hatten.
38Sie riefen: »Gesegnet ist der König, der im Namen des Herrn kommt! Friede herrscht im Himmel und Herrlichkeit erfüllt die Himmelshöhe!«“