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Donnerstag

Einheit und Vielfalt in Harmonie

Am Pfingsttag erlebten die Jünger den Geist als „einen gewaltigen, rauschenden Wind“ und Feuer. Plötzlich begannen die vom Heiligen Geist erfüllten Jünger in Sprachen zu sprechen, die sie nie gelernt hatten. Dieses seltsame Zeichen ist voll tiefer Bedeutung. Der Geist Gottes, so sagt es uns, ist mehrsprachig. Der Geist ist nicht auf eine Elitesprache oder eine überlegene Kultur beschränkt. Das zu glauben, war damals durchaus üblich, da Religion mit nationalistischen Vorstellungen von Gott vermengt war. Stattdessen spricht der Geist zu jedem in seiner Muttersprache. Was zu Pfingsten geschah, kehrt die alte Geschichte vom Turmbau zu Babel um. Ehrgeizige Babylonier griffen nach göttlicher Macht, indem sie alle Menschen unter einer Reichssprache und Kultur vereinen wollten. In Babel widersetzte sich Gott dieser imperialen Einheitlichkeit und stimmte für Vielfalt durch die Vervielfachung (Verwirrung) der Sprachen. In der Geschichte vom Pfingstereignis entdecken wir aber noch eine dritte Option: nicht Einheit ohne Vielfalt (das Bestreben der Babylonier) und nicht Vielfalt ohne Einheit (das Resultat der Sprachverwirrung), sondern Einheit und Vielfalt in Harmonie. Diese dritte Option hat zu Pfingsten begonnen und wir finden sie heute in vielen Kirchen weltweit, in denen Menschen unterschiedlicher Muttersprache und Kultur einheitlich den selben Gott anbeten. 

Stell dir heute vor und bete dafür, wie diese „Einheit und Vielfalt in Harmonie“ von den Kirchen ausgehend in die ganze Gesellschaft übergeht. Wie können wir an dieser Vision gemeinsam arbeiten?

Montag

Die Nachfolge Jesu hat in den heutigen Tagen viel mit der Erfahrung der ursprünglichen Jünger gemeinsam. Wir werden allein durch Gottes Gnade zu Jüngern und nicht durch Verdienst oder Status. Wir lernen und praktizieren die Lehre Christi in der Gesellschaft anderer Lernender. Wir versuchen, von seinem Beispiel zu lernen und ihn nachzuahmen. Auch pflegen wir bei der Feier des Abendmahls Tischgemeinschaft mit unserem Herrn. Aber es gibt einen offensichtlichen und großen Unterschied zwischen unserer heutigen und ihrer damaligen Erfahrung: Sie konnten Jesus sehen und wir nicht. Überraschenderweise ist das, laut Johannesevangelium, sogar eine Vorteil. Jesus sagte: „Es ist besser, dass ich weggehe, damit der Geist kommen kann!“ Wenn er physisch anwesend und sichtbar wäre, würde unser Fokus auf Christus an einem konkreten Ort liegen (dort drüben, da draußen,. . .). Aber aufgrund seiner Abwesenheit entdecken wir den Geist Christi genau hier bei uns, unter uns und in uns. Jesus beschreibt den Geist als einen Tröster, Leiter und Lehrer – genau wie er, aber für jeden, überall und immer verfügbar. Derselbe Geist, der wie eine Taube auf ihn herabkam, wird auch auf uns herabkommen, verspricht er. Derselbe Geist, der ihn erfüllt hat, wird alle erfüllen, die ihr Herz öffnen und an ihn glauben.

Am heutigen Pfingstmontag, wollen wir uns erneut dieses Vorrecht bewußt machen, dass Gottes Geist uns erfüllen möchte und beten: „Geist Christi, erfülle bitte mein ganzes Leben. Amen!“