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Freitag
Der Kontrast zwischen dem Umgang der elitären Bevölkerung mit der Volksmenge und der Art wie Jesus ihr begegnet, wird bei den Pharisäern besonders deutlich. Die Pharisäer haben einst über die Volksmenge geurteilt: „Die Menge tut es. Sie kennt Gottes Gesetz nicht und steht deshalb unter seinem Fluch.“ (Johannes 7,49).
Einen ganz anderen Blick hat Jesus auf die Menschen aus dem Volk gehabt: „Jesus sah die große Volksmenge und bekam Mitleid mit den Menschen. Denn sie waren erschöpft und hilflos – wie Schafe, die keinen Hirten haben. (Matthäus 9,36)“. Von der Zeit Jesus bis zur heutige Zeit, gab es immer Menschen am Rande der Gesellschaft, diejenigen, die von der Elite ignoriert und verachtet werden. Um „lebendig“ in der Geschichte von Jesus zu sein, also mit unserem ganzen Leben Jesus nachzufolgen, müssen wir ihm auch in seiner Liebe und Wertschätzung gegenüber den Menschen am unteren Ende der Machtpyramide folgen. Christen sind aufgerufen an der Seite derer zu stehen, an deren Seit sonst niemand stehen möchte, auch wenn wir dann ebenfalls gering geachtet werden.
Gebet: „Herr hilf mit an der Seite der Volksmenge zu stehen. Hilf mir, sie so zu sehen, wie du sie siehst, als hilflose und erschöpfte Schafe, die keinen Hirten haben. Amen!“
Mittwoch
Wenn wir uns Jesus und seinen Umgang mit der Volksmenge ansehen, dann fällt auf, dass er die „Machtpyramide“ (siehe Impuls vom Montag) immer wieder auf den Kopf stellt. Denjenigen Menschen, die in der Gesellschaft unten und daher unbedeutend sind, schenkt Jesus besondere Beachtung. Bspw. waren Kinder in der antiken Welt bei weitem nicht so von Bedeutung wie das heute der Fall ist. Jesus war in den Augen seiner Jünger ein religiöser Lehrer, der wichtigere Dinge zu tun hatte, als sich Familien mit Kindern anzunehmen. Deshalb schickten die Jünger alle Eltern weg, die ihre Kinder von Jesus segnen lassen wollten. Doch Jesus hat ganz entgegen den Erwartungen der Jünger gehandelt und sie aufgefordert, die Kinder zu ihm zu lassen, denn für solche ist Gottes Königreich (Mk 10,13-16). Jesus stellt die gesellschaftlichen Normen auf den Kopf. Das finden wir auch in seinem Umgang mit einer Frau aus Samarien (Joh 4,4-42), mit einem blinden Mann (Mk 10,46-52) oder einer Frau mit einem gesundheitlichem Problem, das sie kultisch unrein machte (Mk 5,21-43).
Lies dir heute die eine oder andere genannte Bibelstelle durch. Lass dir von Gott zeigen, ob es auch in deinem Umfeld Menschen gibt, die du ignorierst oder als unbedeutend erachtest (z.B. die Bettlerin vor dem Supermarkt). Versuche diese Menschen mit den Augen und dem Herz von Jesus zu sehen.
Markus 10,46–52
46Dann kam Jesus nach Jericho. Als er mit seinen Jüngern und einer großen Volksmenge die Stadt verließ, saß ein blinder Bettler am Weg. Es war Bartimäus, der Sohn von Timäus. 47Als er hörte, dass Jesus aus Nazaret da war, fing er an, laut zu rufen: »Jesus, du Sohn Davids! Hab Erbarmen mit mir!« 48Viele fuhren ihn an: »Sei still!« Aber der Blinde schrie noch viel lauter: »Sohn Davids! Hab Erbarmen mit mir!« 49Da blieb Jesus stehen und sagte: »Ruft ihn her!« Die Leute riefen den Blinden herbei und sagten zu ihm: »Nur Mut! Steh auf, er ruft dich!« 50Da warf der Blinde seinen Mantel ab, sprang auf und kam zu Jesus. 51Jesus fragte ihn: »Was willst du? Was soll ich für dich tun?« Der Blinde antwortete: »Rabbuni, dass ich sehen kann!« 52Jesus sagte zu ihm: »Geh nur, dein Glaube hat dich gerettet.« Sofort konnte er sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg.
Montag
Diese Woche geht es um Jesus und die Volksmenge und heute wollen wir nachdenken, was Volksmenge eigentlich konkret bedeutet (auch in unserer Zeit). Die meisten Gesellschaften sind geteilt in eine kleine Elite auf der einen Seite und auf der anderen Seite die Massen. Wir können uns diese Teilung anhand einer Pyramide vorstellen. Oben an der Spitze die Elite und unten die breite Masse. Diese breite Masse ist eben die Volksmenge. Die Elite besteht aus 1, 3 oder 5 Prozent der Bevölkerung, verfügt aber über das meiste Geld, den meisten Einfluss und die meiste Macht. Zwischen diesen beiden Gruppen gibt es auch noch eine dritte Gruppe in der Mitte. Sie standen zur Zeit Jesus in einer vermittelnden Funktion zwischen der Elite und der Volksmenge, wie bspw. die Steuereintreiber. Diese Mittelschicht is in unserer heutigen westeuropäischen Gesellschaft sicher weit stärker vertreten, als zur Zeit von Jesus in Palästina. Trotzdem lässt sich diese Dreiteilung auch grob auf unsere Gesellschaft anwenden.
Geh heute und morgen mit offenen Augen durch die Stadt und achte auf Menschen, die den Kategorien Elite, Mittelschicht und Volksmenge zuzuordnen sind. Achte dabei besonders auf die letzt Gruppe, also diejenigen Menschen mit vergleichsweise wenig Ansehen, Einfluss, Geld und Macht.